Mathematische Bibliotheken und Archive

Die Mathematik ist eine der ältesten Wissenschaften. Die ersten mathematischen Textzeugen überhaupt gehen auf die Sumerer, 4.Jt. v.Chr. zurück. Die ersten mathematischen Texte im alten Ägypten finden sich auf Papyri aus dem 2.Jt v.Chr., überliefert durch den Kopisten Ahmes aus dem 16. Jh. v.Chr. In Mittelamerika reichen die Anfänge auf die Olmeken, 1.Jt. v.Chr. zurück.
Die ersten Bibliotheken sind im antiken Griechenland nachweisbar, nachdem bereits zur Wende vom 6. zum 5. Jh. auf Vasen und Grabreliefs Personen mit Bucherrollen vorkommen. Der erste Besitzer einer Bibliothek war Alkibiades. Die größte Bibliothek der antiken Welt befand sich in Alexandria und wurde von Ptolemeus I im Jahre 288 v. Chr. gegründet, die zeitgrößte befand sich Pergamon.
Seit den Anfängen hat sich eine umfangreiche mathematische Literatur angesammelt, die in den letzten 150 Jahren explosionsartig angestiegen ist. Heute kennt man über 2000 mathematische Zeitschriften. Die Mathematik ist eine kumulative Wissenschaft: Ihre Ergebnisse sind endgültige und allgemeingültige Wahrheiten. Daher kommt insbesondere der älteren mathematischen Literatur eine besondere Bedeutung zu. Verlorene oder unzugängliche Literatur kann die Forschung erschweren.

Referatezeitschriften

Der Wunsch nach einer vollständigen und zuverlässigen Literaturinformationsdienst führte zur Gründung von Referatezeitschriften:
1970 wurde die AMS Subject Classification eingeführt. Nach MSC 1999 wird aktuell die 2000 Mathematics Subject Classification
von MR und ZBL verwendet und weiterentwickelt. Classifications from 1940 to the present (with matching records) Für die Übernahme der Titelaufnahmen in BiBTeX-Literauturverzeichnisse eignen sich am besten die Titelaufnahmen der MathSciNet-Datenbank der MR. Die BiBTeX-Daten sind vorbildlich: jedes Feld ist separat ausgefüllt und die Zeitschriften-Titel unter Angabe der ISSN aufgelöst.
Für die Datenbank ZentralblattMATH wurden teilweise fehlerhafte Einträge des JFM und ZBL ungeprüft übernommen und die BibTeX-Aufnahmen genügen nicht den Standards.

Poggendorff

Ein etwas anderes Ziel verfolgt das Nachschlagewerk
Hier werden neben biographischen Angaben zu den Autoren möglichst vollständig deren Publikationen aufgelistet. Zusätzlich gibt es den grünen Ergänzungsband Mathematik E1-E3 (2004).
Die CR-ROM-Version (2000) umfaßt die Teilbände 1 bis 8.1. Verfügbar: SUB Göttingen, CD-Rom-Server
Das Gesamtwerk (Teilbände 1-8) ist auf DVD erhältlich. Wiley, 2004.

Sondersammelgebiet Mathematik

An der SUB Göttingen und der TIB Hannover wird das Sondersammelgebiet Mathematik betreut, dadurch soll die Literaturversorgung sichergestellt sein (siehe wbis - Sammelschwerpunkte an deutschen Bibliotheken).
Problematisch ist Bereitstellung mathematischer Zeitschriftenartikel in älteren Fachübergreifenden Zeitschriften. Z.B. sind die Zeitschriften Travaux de la Société des Naturalistes de Varsovie. Comptes Rendus de la Section de physique et de chimie und Warschauer Universitätsnachrichten an keiner deutschen Bibliothek vorhanden und auch nicht im ZDB vermerkt.

Mathematische Zeitschriften

Wieviele mathematische Zeitschriften gibt es? Diese Frage ist nicht so einfach zu beantworten. Einerseits ist die Frage der Abgrenzung und andererseits die Ermittlung entlegener ausländischer Zeitschriften problematisch. ZBL kennt 3522 Zeitschriften. Auf den beiden folgenden Seiten werden 460 bzw. 831 ausgewählte Zeitschriften genannt:
Mathematische Zeitschriften im WWW (Liste math. Zeitschr. und Links auf deren Homepage, Würzburg)
Mathematische Zeitschriften im Internet (Liste math. Zeitschr. und Links auf deren Homepage, Erlangen)
http://www.lms.ac.uk/contact/periods.html http://www.zblmath.fiz-karlsruhe.de/ http://www.emis.de/projects/EULER/

Online-Enzyklopädien

Rechnerlexikon (Die große Enzyklopädie des mechanischen Rechnens)

Mathematische Dissertationen

Mathematische Dissertationen an deutschen Hochschuleinrichtungen WS1907/08 bis WS1944/45

Datenbanken zu Monograpohien und Zeitschriften

OPAC der Zeitschriftendatenbank (ZDB) (Printwerke & elektronische Zeitschriften)

Buchhandels-Kataloge

VLB
Libri
KNV

Mathematiker-Nachlässe

Nachlassverzeichnis Friedrich Engel (1861-1941), Universitätsarchiv Gießen

Virtuelle Bibliotheken

Elektronische Volltext-Versionen von Monographien und Zeitschriften. In der Regel als Grafik eingescannt.
Eine gute Übersicht über Zeitschriften und Monographien bietet: Digital Mathematics Library (Ulf Rehmann, Bielefeld)
Elektronische Zeitschriftenbibliothek (Regensburg)
JSTOR (Journal Storage) Mathematics Collection
DIEPER Digitised European Periodicals
Digital Mathematics Library
The Cornell Library Historical Mathematics Monographs
Mathematics WWW Virtual Library Florida State University Department of Mathematics
Scholarly Societies (incl. Auflösung von Zeitschriftentiteln)
Mathematical Quotations Server (Furman University)
The mathematics Genealogy Project

Virtuelle Bibliographien

A Bibliography of Bernoulli Numbers

Print-Archive

arXiv.org e-Print archive

Mathematische Organisationen

International Mathematical Union (IMU)
American Mathematical Society (AMS)
The American Institute of Mathematics (AIM)
European Mathematical Society (EMS)
Deutsche Mathematiker-Vereinigung (DMV) (1890 in Bremen gegründet)
Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach

Mathematische Gesellschaften - allgemein

Berliner Mathematische Gesellschaft e.V. (BMG, gegr. 1901)
Mathematische Gesellschaft in Hamburg (gegr. 1690) mit Archiv

Mathematische Gesellschaften - zu einer bestimmten Person

The Euler Society
The Euler Commission (The Euler Committee of the Swiss Academy of Sciences, gegründet 1907)
Gauss-Gesellschaft e.V. Göttingen
Adam-Ries-Bund e.V. Annaberg-Buchholz
Mathematisches Forschungsinstitut Oberwolfach

Fachreferate

Fachreferat für Mathematik & Informatik SUB Göttingen, PD Dr. Katharina Habermann
Fachinformationsführer Mathematik SUB Göttingen
Fachinformation - Literaturrecherchen (Fakultät für Mathematik TU Chemnitz)
Forschungsbibliothek Gotha

Biografische Datenbanken

Biographie.net Meta-Suchmaschine
The international who's who (Zeitschrift) CR-Rom-Version 1999-2001 SUB Göttingen, CD-Rom-Server
World Biographical Information System Online (WBIS Online) ist die umfassendste biographische Datenbank (WBIS)
Allgemeine- und Neue Deutsche Biographie (ADB, NDB)
Bio-bibliographische Register zum Hauptarchiv der Franckeschen Stiftungen
Dictionary of national biography (Oxford DNB)
Biographical Dictionary
Deutsche biographische Enzyklopädie & Deutscher biographischer Index (DBE, DBI) SUB Göttingen, CD-Rom-Server
Poggendorff SUB Göttingen, CD-Rom-Server

Seiten über Mathematiker

1. Portraitsammlungen
Scientific Identity
2. Allgemeine Seiten, auf denen sich biografische Informationen zu mehreren Mathematikern abrufen lassen
MacTutor: Indexes of Biographies
MacTutor: Female mathematicians
Biographies of Women Mathematicians
Davis archive of female mathematicians
Mathematikerinnen
The mathematics Genealogy Project
Historisches Lexikon der Schweiz (HLS)
Biographies of past contributors to number theory
http://www.numbertheory.org/ntw/number_theorists.html
Les gens autour de Pi
Norske matematikere
Mathematiker auf mathematik.ch
Mathematicians of the Seventeenth and Eighteenth Centuries. From A Short Account of the History of Mathematics by W.W. Rouse Ball (4th Edition, 1908)
2. spezielle Seiten einzelner Mathematiker
Leonhard Euler
The Euler Archive (incl. Eneström-Index)
The Leonhard Euler Tercentenary - Basel 2007 EULER à Saint Petersbourg Das Porträt von Leonhard Euler An Euler Picture (color) Carl Friedrich Gauß
Ausstellung zum 150. Todesjahr von Carl Friedrich Gauss

LaTeX

Für die Verbreitung mathematischer Texte ist die Lesbarkeit ein entscheidendes Kriterium. Sie wird u.a. auch durch die typographische Gestaltung beeinflußt. Ein nahezu perfekter Schriftsatz ist nur mit LaTeX möglich: nur hier lassen sich beliebig komplizierte Fußnoten, Formeln, Tabellen, Diagramme und Zeichnungen einheitlich setzen. Für die Programmierung eines gut lesbaren LateX-Codes ist ein leistungsfähiger Editor hilfreich. Der Emacs bietet durch Auc-TeX erstaunliche Eingabehilfen:
GNU Emacs Manual

Archive

UMT File. A Guide to the Mathematics of Computation Unpublished Math Tables Collection, 1944-1994
Archives of American Mathematics (AAM)
Universitätsarchiv Göttingen
Universitätsarchiv Leipzig
Universitätsarchiv Jena
Universitätsarchiv TU Dresden
Universitätsarchiv HU Berlin




diverses

Earliest Known Uses of Some of the Words of Mathematics
Earliest Uses of Various Mathematical Symbols

Wörterbücher

WÖRTERBÜCHER und LEXIKA
Deutsch-Englisches Wörterbuch der TU Chemnitz
Leo. Deutsch-Englisches Wörterbuch der TU München

Portraitsammlungen

National Portrait Gallery
Historische Portraits bedeutender Persönlichkeiten

Literatur

Wolfgang Hoepner. Zu Griechischen Bibliotheken und Bücherschränken. De Gruyter. 1996
Stefanie Seidel. Das Reiselexikon Bibliotheken. Die schönsten Räume, die wertvollsten Sammlungen Deutschland, Österreich, Schweiz. Callwey 1995.
Bernd Wegner. Berlin als Zentrum des mathematischen Referatewesens. In: Begehr, Heinrich. Mathematik in Berlin: Geschichte und Dokumentation. 1.~Halbband.
Aachen: Shaker, 1998, S.607-628.
letzte Änderung: 12.5.2005
Stefan Krämer (skraemer * math.uni-goettingen.de)